Ist unser Universum ein Beweis für einen Gott?
Wären die Umstände im Universum nur ein klein wenig anders, wäre Leben, wie wir es kennen, gar nicht möglich. Ist das ein Argument für einen Schöpfer?
Für einen Gottesbeweis braucht es etwas mehr als „nur“ ein paar Naturkonstanten.
Wir leben in einem Kosmos, der für uns Menschen so gut wie überall komplett lebensfeindlich ist. Wir können ohne großen technischen Aufwand nicht im Weltall überleben und auch auf keinem der uns derzeit bekannten Himmelskörper, mit Ausnahme der Erde. Deswegen scheint es auf den ersten Blick absurd zu behaupten, dass das Universum auf uns Menschen »abgestimmt« ist. Bei genauerer Betrachtung sieht die Sache jedoch anders aus.
Wir können nur deswegen auf der Erde leben, weil die Sonne uns Wärme und Licht spendet. Wir existieren nur, weil andere Sterne durch Kernfusion zuvor Elemente wie Kohlenstoff oder Sauerstoff produziert haben. Wir Menschen brauchen also Sterne, um überleben zu können, und dass wir es können, ist nicht selbstverständlich. Das lässt sich mit dieser Formel illustrieren:
Aufbau der Materie: r3α=332Nα3(2πℏ2MαkBT)3Γγℏe−ϵkbT
Dieser komplexe Ausdruck beschreibt die Reaktionsrate des Drei-Alpha-Prozesses, also des Vorgangs, durch den Sterne in den letzten Phasen ihres Lebens Kohlenstoffatome produzieren. Dafür müssen drei Helium-Atomkerne (Alphateilchen) miteinander fusionieren, und das kann nur unter speziellen Bedingungen stattfinden. Die Reaktionsrate hängt von Mα und Nα, der Masse und Anzahl der Alphateilchen, der Temperatur im Stern T, der Boltzmann-Konstante kB und der reduzierten Planck-Konstanten ℏ ab. Darüber hinaus sind vor allem die Werte für Γγ (Strahlungsbreite) und ϵ (Resonanzenergie) von Bedeutung. Vereinfacht gesagt beschreiben diese Parameter, wie wahrscheinlich es ist, dass die Helium-Atomkerne miteinander fusionieren und Kohlenstoff produzieren können. Wenn zum Beispiel die Strahlungsbreite zu gering ist, kann kein Kohlenstoff entstehen.Der exakte Wert von Γγ und ϵ hängt aber sehr stark von grundlegenden Eigenschaften des Universums ab.
Zum Beispiel davon, wie stark die starke Kernkraft ist, die die Quarks in den Bausteinen des Atomkerns zusammenhält, oder von der Stärke der zwischen zwei elektrischen Ladungen wirkenden Coulombkraft. Wäre die starke Kernkraft nur um 0,5 Prozent stärker oder schwächer, als sie es in unserem Universum ist, würde das die Kohlenstoffproduktion in den Sternen massiv reduzieren (dasselbe gilt für eine Änderung der Coulombkraft um vier Prozent).
Alles passt zusammen
Auch andere fundamentale Konstanten im Universum scheinen genau den richtigen Wert zu haben. Es gibt zum Beispiel nur drei ausgedehnte Raumdimensionen. Wären es mehr oder weniger, könnten sich Planeten nicht stabil um Sterne bewegen beziehungsweise Sterne überhaupt nicht existieren. Wichtig ist auch, dass die Gravitationskraft verglichen mit den Kernkräften oder dem Elektromagnetismus extrem schwach ist, weil nur deswegen zum Beispiel die ganze Chemie so funktioniert, wie sie es tut – das wäre anders, wenn sich die Atome auch noch per Gravitation gegenseitig beeinflussen würden.

Zudem scheint die mittlere Energiedichte im Kosmos genau so zu sein, wie sie es sein muss, um ein Universum zu schaffen, das nicht sofort wieder in sich zusammenfällt oder so schnell expandiert, dass sich keine großen Strukturen wie Sterne oder Galaxien bilden können.
Und so weiter: Alles scheint auf die Existenz von uns Menschen abgestimmt zu sein. Diese »Feinabstimmung des Universums« wird oft als Beleg für eine (unsere ?) Schöpfung verwendet.
So einfach kann man es sich aber mit einem Gottesbeweis dann doch nicht machen. Denn vielleicht würde ein Universum mit anderen Naturkonstanten ganz andere Himmelskörper und Phänomene ermöglichen, unter denen völlig anderes Leben entsteht? Vielleicht gibt es auch unendlich viele Universen mit allen erdenklichen Variationen an Konstanten, und wir leben dort, wo es gerade für uns passt?
Bis wir herausgefunden haben, was hinter der Feinabstimmung steckt, wird es noch dauern. Und bis dahin können wir zumindest festhalten: Es ist so, wie es ist, denn wenn es anders wäre, wären wir nicht in dieser Form da.
Die Antarktis steht vor einem Kipppunkt
Der Klimawandel trifft die Antarktis zunehmend: Das Eis könnte schwinden, der Meeresspiegel deutlich steigen, Kaiserpinguine ihr Brutgebiet verlieren. Forscher warnen vor unumkehrbaren Veränderungen.
Die Antarktis erlebt nach Einschätzung von Wissenschaftlern einen tiefgreifenden Wandel, der gravierende Folgen für die Ozeane und das Weltklima, aber auch für Tiere wie Kaiserpinguine haben könnte. Ein internationales Forscherteam um die australische Klimawissenschaftlerin Nerilie Abram spricht in der Fachzeitschrift »Nature« von einem antarktischen »Regimewechsel«, also von Hinweisen auf eine abrupte und anhaltende Veränderung – mit möglicherweise katastrophalen Folgen.
In ihrem Überblick über den Forschungsstand warnen die Wissenschaftler vor einem »schnellen, ineinandergreifenden und teils selbstverstärkenden Wandel« in Eis, Ozeanen und Ökosystemen. »Wichtig ist, dass wir erkennen: Diese Veränderungen hängen alle miteinander zusammen. Wenn wir einen Teil des Systems verändern, hat das Auswirkungen auf alle anderen Teile«, wird Erstautorin Abram in einer Mitteilung zitiert.
Küstenstädte in Gefahr
Vor allem warnen die Experten vor einem im Falle eines größeren Eisverlusts massiv ansteigenden Meeresspiegel. Am stärksten gefährdet ist derzeit der Westantarktische Eisschild (WAIS): Ein vollständiger Zusammenbruch des WAIS würde den Meeresspiegel um mehr als drei Meter ansteigen lassen und weltweit Küstenstädte und -gemeinden bedrohen, so die Wissenschaftler. Die Folgen könnten dann noch für kommende Generationen desaströs sein.
Möglicherweise sei es bereits zu spät, um durch weltweite CO2-Reduktion die Entwicklung aufzuhalten, heißt es in dem Fachartikel. Die Folge könnten »globale Kippkaskaden« sein – also Kettenreaktionen, die schwer zu stoppen sind. Sprich: Das Westantarktische Eis beginnt zu schmelzen, daraufhin steigt der Meeresspiegel. Wärmeres Wasser fließt an andere Eisflächen, woraufhin noch mehr Eis schmilzt – und der Meeresspiegel weiter steigt.
Derweil gebe es Hinweise darauf, dass sich tiefe Meeresströmungen rund um den Kontinent (Antarctic Overturning Circulation) abschwächen, die unter anderem für die Verteilung von Wärme, Sauerstoff und Nährstoffen in den Weltmeeren verantwortlich sind. Die Folge: Der Ozean könnte weniger CO2 aufnehmen. Das wirke wie ein Verstärker, der die Erde über viele Generationen noch stärker aufheizen könnte, was unter anderem gravierende Veränderungen in marinen Lebensräumen auslösen würde.
Kaiserpinguine könnten aussterben
Gleichzeitig droht sich der anhaltende Klimadruck auch auf die Pflanzen- und Tierarten der Region auszuwirken. Vor allem Kaiserpinguine benötigten stabiles Meereis für ihre Brut, heißt es. Doch seit 2016 verzeichnen rund 30 der etwa 60 Kolonien in der Region vollständige oder teilweise Brutausfälle, weil Eis immer früher wegbricht.

»Die langfristigen Folgen für Kaiserpinguine sehen nicht gut aus«, sagte die Antarktisforscherin und Koautorin Barbara Wienecke dem australischen Sender ABC. Das Problem sei, dass Brutausfälle inzwischen auf dem ganzen Kontinent aufträten – es gebe im Grunde keinen sicheren Ort mehr für die ikonischen Vögel. Die Forscher schlagen Alarm: Bis 2100 könnten Kaiserpinguine ausgestorben sein, falls der Trend anhält.