Building the Future
 
                                                                 
                      Urban-Energy-Factory


 

 

Freitag, 12,03,2021


Praxistest bestanden: Wie unser Gehirn Geräte steuern kann
Ingenieuren ist es gelungen, neue Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zu perfektionieren.
Über ihr Gehirn steuern Anwender beispielsweise das Smartphone.
Nicht nur Patienten mit Erkrankungen profitieren von der Technologie.
Persönliche Betroffenheit führt oft zu den besten Ideen:
Dexter Ang hat als Jugendlicher erlebt, wie seine Mutter an amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankt ist.
Bei dem Leiden gehen bestimmte Nervenzellen zugrunde; eine Heilung gibt es trotz intensiver Forschung bis
heute nicht. Innerhalb kürzester Zeit konnte sich die Patientin nicht mehr bewegen, nicht mehr essen und-
was für sie noch schlimmer war- keine E-Books mehr lesen: ihre frühere Lieblingsbeschäftigung.
Ang wunderte sich schon damals, dass es keine Schnittstellen zwischen dem Gehirn und der digitalen Welt
gab. Ändern konnte er dies jedoch nicht.

Als führt in kurzer Zeit zum Tod, doch Ang wollte wenigstens anderen Menschen helfen.
Er studierte Maschinenbau am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Zehn Jahre
nach seinem Abschluss kehrte er ans MIT zurück, um Schnittstellen zwischen Mensch und  Maschine
zu entwickeln- mit Erfolg.
Heute ist Ang CEO von Pison Technology. einem Start-up, das neuromuskuläre Sensoren verwendet,
um Menschen bei der Interaktion mit digitalen Schnittstellen zu unterstützen.
Seine Firma hat einen Prototyp entwickelt und in der Praxis getestet.
Ang verwendet Sensoren, um Biopotenziale auf der Haut in digitale Befehle für Smartphones,
Roboter oder Geräte im „Internet der Dinge“ umzuwandeln.
Elektrische Signale erfassen und zur Steuerung nutzen.


Das geht so: Sensoren von Pison sitzen wie eine Uhr fest am Handgelenk des Benutzers,
Sie erfassen elektrische Signale, die unser Gehirn verwendet, um mit den Nerven, den Sehnen und
den Muskeln unseres Körpers zu kommunizieren.
Die Signale, auch Biopotentiale genannt, werden auf der Haut des Handgelenks registriert und an die
Smartphone-App von Pison gesendet.
Sie erkennt die Ströme, verstärkt sie und wandelt sie in digitale Anweisungen um.
Die spezielle App kann mit anderen Apps oder jedem anderen Gerät interagieren,
mit dem das Smartphone verbunden ist.
Wenn das Telefon eines Benutzers beispielsweise auch über die Google Home-App verfügt,
können Sensoren von Pison zur Steuerung von Smart Home-Funktionen verwendet werden.
Im Haushalt steuern sie das Licht, die Wärme oder den Betrieb weiterer Geräte.
User können perspektivisch vielleicht schon bald Objekte in der erweiterten Realität
(Augmented Reality) kontrollieren oder mit Robotern und Maschinen kommunizieren.
Der Anwendung sind kaum Grenzen gesetzt.

Die Auswirkungen  der Verbindung des menschlichen Körpers mit digitalen Systemen und mit
künstlicher Intelligenz sind unvorstellbar“, sagt Ang.
Derzeit befinde sich die Technologie noch in einer recht frühen Phase der Entwicklung, doch sie habe
gewaltige Potenziale.
Anwendung weit über die Medizin hinaus.
Hunderte Anwender haben die Technologie von Pison durch Partnerschaften mit Unternehmen wie
Microsoft, Samsung, Mitsubishi und Google bislang erprobt.
Die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen bleibt ein Schwerpunkt des Unternehmens,
und Pison arbeitet auch mit medizinischen Organisationen beziehungsweise gemeinnützigen Organisationen
wie  der ALS Association zusammen.
Dennoch erkannten Ang und seine Kollegen schon früh, dass in ihrem System weitaus größere Potenziale
vorhanden sind.

Ihr erster kommerzieller Rollout ist für Ende 2021 geplant- und nicht im medizinischen Bereich.
Pison hat ein Steuerungssystem für Smartphones entwickelt, mit dem Soldaten der Luftwaffe berührungslos in
Karten navigieren oder einfacher kommunizieren können.
Auch bei der Kommissionierung von Waren konnte das System die Arbeit in Zulieferbetrieben erleichtern.
Die Entwickler sehen weitere Einsatzmöglichkeiten bei der Suche und Rettung in Luft-und Seenotfällen (SAR)
oder bei medizinischen Notfällen. Dennoch müssen sie  sich auf harte Konkurrenz einstellen. Elon Musks
Unternehmen Neuralink hat sich zum Ziel gesetzt, Erkrankungen des Gehirns sowie des zentralen Nervensystems
besser zu therapieren.
Dazu gehört nicht nur eine medizinische, sondern auch eine technologische Komponente, um Defizite zu ersetzen.
Ang sieht darin keine ernsthafte Bedrohung. Er glaubt, dass Pison durch End-to-End Lösungen ein
Alleinstellungsmerkmal am Markt hat.
Außerdem will der CEO seine  Produktstrategie auf Robotik und Augmented Reality erweitern.


Donnerstag, 25,02,2021 

             MIT-  Forscher auf dem Weg zu einem Covid-19-Medikament
Wenn es ein Medikament gegen Covid-19 gäbe, wäre das Problem der Pandemie gelöst.

Doch es hat einen Grund, dass Wissenschaftler lieber auf Impfstoffe setzen.
Denn die Entwicklung neuer Medikamente ist noch aufwendiger und langwieriger.
MIT-Forscher gehen daher einen anderen Weg und nutzen dafür künstliche Intelligenz.
Seit sich der Virus SARS-CoV-2 ausbreitet, suchen Mediziner nach einem Weg, seine Folgen einzudämmen.
Wenn es eine wirksame Behandlung gäbe, wäre Covid-19 natürlich der Schrecken genommen,
und auch eventuelle Mutationen ließen sich wahrscheinlich verhältnismäßig schnell in den Griff
bekommen.
Doch das ist leichter gesagt als getan. “ Denn es dauert ewig , neue Medikamente zu entwickeln“,
sagt Caroline Uhler .
Sie arbeitet als Computer-Biologin am Department of Electrical Engineering am Massachusetts Institute
of Technology (MIT) und ist Expertin für die Simulation biologischer Vorgänge.
Sie sagt: „Wir müssen existierende Medikamente finden, die wir umwidmen können.“
Dafür hat ihr Team einen eigenen Ansatz entwickelt.
Die Wissenschaftler scannen Wirkstoffe, die eigentlich bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden.
Dafür setzen sie künstliche Intelligenz (KI) ein.

Schnittstelle zwischen Alterungsprozessen  und Covid-19 gefunden
Im ersten Schritt hat Uhlers Team eine besondere Hypothese entwickelt, da Covid-19 sehr unterschiedlich

verläuft. In der Regel kämpfen ältere Patienten mit deutlich stärkeren Beschwerden.
Auch die Zahl der Todesfälle ist in dieser Gruppe mit Abstand am höchsten. Uhler ist davon überzeugt,
dass nicht allein das alternde Immunsystem dafür verantwortlich  sein könne.
„Wenn die Lunge altert, wird sie steifer. Das ist eine der wichtigsten Veränderungen“, sagt sie.
Diese Gewebeveränderungen führen zu Abweichungen in der Geneexpression, also in der Art und Weise,
wie genetische Informationen für die einzelnen Zellen umgesetzt werden. Das heißt auch, dass der
Organismus auf die gleichen Reize gegebenenfalls unterschiedlich reagiert, je nach Steifegrad der Lunge.
Auch SARS-CoV-2 nimmt Einfluss auf die Genexpression. Die Schnittstelle dieser beiden Faktoren hält 

Uhler für den Schlüssel  für einen schweren Verlauf- und die Suche nach einem Medikament.
Das Protein RIPK1 funktioniert wie ein Multiplikator

Im nächsten Schritt durchforschten die Wissenschaftler mit speziell programmierten Algorithmen riesige
Datenmengen. Sie  kartierten ein regelrechtes Netzwerk von  Genen und Proteinen, die sowohl bei der Alterung
als auch bei Covid-19 eine Rolle spielen.
Dann setzten sie statistische Algorithmen ein, um nach Zusammenhängen in diesem Netzwerk zu suchen.
So fanden sie Gene und Proteine, bei denen Veränderungen kaskadenartige Effekte im gesamten Netzwerk
verursachten. In den Mittelpunkt der weiteren Forschungen stellten sie daraufhin das Protein RIPK 1.
Es fiel durch besonders intensive nachgeschaltete Effekte auf.
In Medikamentendatenbanken fand ihre künstliche Intelligenz schließlich drei Medikamente, die Einfluss
auf dieses Protein nehmen. Sie gelten als vielversprechende Kandidaten, um schwere Folgen einer Corona-
Erkrankung abfedern zu können.
Es handelt sich um Medikamente, die eine Zulassung für die Krebstherapie haben. Das erleichtert klinische
Studien, weil mögliche Nebenwirkungen bekannt sind. Übrigens stießen die Forscher mit ihrer künstlichen 
Intelligenz auf zwei Medikamente, die bereits für den Einsatz gegen Covid-19 getestet werden.
Sie sind sich daher sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.


Erkenntnisse sollten bei weiteren Erkrankungen helfen
Ihre Erkenntnisse wollen die MIT-Wissenschaftler Pharmaunternehmen zur Verfügung stellen, damit schnell
entsprechende Studien starten können. Uhler betont jedoch, dass die Wirksamkeit der Substanzen gegen Corona
bisher reine Theorie ist. Sie muss sich erst noch in der Praxis beweisen.
Genauso wichtig wie die Bekämpfung der aktuellen Pandemie ist aus Ihrer Sicht das Prinzip ihrer neuen
Software. Denn das lasse sich auf andere Infektionen oder Krankheiten anwenden. Ihr Team will nun weitere
Informationen darüber sammeln, wie verschiedene Krankheiten die Genexpression beeinflussen. Mit diesen
Informationen wollen die Forscher die künstliche Intelligenz füttern, um sie noch effektiver zu machen.


Dienstag, 23,02,2021 

 

Mittwoch, 10,02,2021

 
                 Lockdowns erhöhten die globale Durchschnittstemperatur

Die strengen Regeln zur Eindämmung des Coronavirus im Frühjahr 2020 machten sich auch

beim Klima bemerkbar. Vor allem in Gebieten mit starker Luftverschmutzung.
Wenn Klimatologen in einigen Jahren auf die Zeit zwischen 2020 und 2022 zurückblicken, werden sie sicher nur eine
kleine Delle beim Anstieg wichtiger Treibhausgase feststellen.
Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen bremsten die Erderwärmung allenfalls minimal, weil
in dieser Zeit weniger Kohlendioxid freigesetzt wurde.

Ganz konkret erhöhte sich die globale Durchschnittstemperatur während der ersten globalen Lockdown-Welle im
Frühjahr 2020 sogar noch, wie ein Team um Andrew Gettelman vom National Center for Atmospheric Research in
den „Geophysical Research Letters“ schreibt.
Insgesamt lag die weltweite Mitteltemperatur um 0,1 bis 0,3 Grad Celsius höher, als man bei den damals vorherrschenden
Bedingungen hätte erwarten dürfen.
Stark ausgeprägt war der Effekt in Regionen, in denen im Frühling besonders viele Aerosole in der Luft zu erwarten
sind wie in Teilen Chinas, der USA oder Russlands.
Hier betrug der Anstieg sogar 0,37 Grad Celsius, schreiben die Forscher und deuten damit auch schon auf die
Ursache hin.
„Luftverschmutzung kühlt den Planeten. Es ist also nachvollziehbar, dass sauberere Luft die Erde erwärmt“,
sagt Gettelman.
Für ihre Studie nutzte die Gruppe zwei weltweit führende Klimamodelle, die sie mit Daten zum Wetter und zu den generell
Luftverschmutzungen aus der Lockdown-Phase fütterten.

Dadurch konnten sie den Einfluss der Aerosole wie Ruß, Schwefeltröpfchen, und Stäube sowie anderer Partikel auf
die Temperaturen berechnen, der bei normalen Wettermessungen wegen der üblichen Schwankungsbreite der Werte
nicht herausstechen würde.
Der Effekt war prinzipiell in den mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel stärker als in den Tropen und
generell auf der Südhalbkugel: Die Bevölkerungs-und Industriezentren auf der Erde konzentrieren sich auf diese
Regionen der Nordhemisphäre.
Zudem hat das Klima hier eine größere Schwankungsbreite als in den Tropen.
Die Studie zeigt zudem, was passiert, wenn die Menschheit zwar die Luftverschmutzung etwa durch Filter oder
Katalysatoren verringert, aber gleichzeitig nicht den Ausstoß an Treibhausgasen reduziert.
Dann müssen wir wohl einen zusätzlichen Temperatursprung erwarten.

 

 


Mittwoch, 27,01,2021

          Viel Wirbel um die kommende Kälte
                      Der Arktische Polarwirbel steht vor dem Zusammenbruch

Und das könnte eisige Temperaturen nach Europa bringen. Eine lange Kältewelle dürfte den Corona-Winter verschärfen.
Die Hoffnung auf ein zeitiges Frühjahr war wohl noch nie so groß wie im Winter 2020/21.
Sonne und Wärme könnten mithelfen, die Corona-Krise einzudämmen.
Allein das Lüften von Innenräumen wäre bei angenehmen Außentemperaturen kein Vorgang mehr, den man nur widerwillig
vornimmt.
Freunde und Familie könnten wir wieder draußen treffen ohne Frostbeulen zu riskieren.
Doch das Wetter scheint erst einmal nicht mitzuspielen: Der Winter will von Sonne und Wärme in diesem Jahr vorerst
nichts wissen. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar hoch, dass Mitteleuropa eine längere Kältewelle bevorsteht.
Zum ersten Mal seit vier Jahren zeigt sich der Januar von seiner kalten Seite, große Teile des Landes liegen unter
einem Häubchen Schnee.

Glaubt man den Meteorologen, dann könnte dies erst der Anfang sein. Denn mit Januarbeginn hat sich in der
Atmosphäre ein Wetterphänomen ereignet, das häufig lange Kältewellen über Europa auslöst.
Deutsche Wissenschaftler bezeichnen es als plötzliche Stratosphärenerwärmung, international ist es als
Major Warming bekannt.
Das Phänomen spielt sich nicht in unserer Wetterschicht der Troposphäre ab, sondern eine Etage höher
in der Luftschicht zwischen 10 und 50 Kilometer Höhe, der Stratosphäre.
In  der freien Atmosphäre dort ist es normalerweise extrem kalt und ziemlich monoton.
Jedes Winterhalbjahr bildet sich dort über der Arktis der Polarwirbel, der wie ein riesiger Kreisel stoisch
rotiert.

Er dreht sich als gigantisches Tiefdruckgebiet gegen den Uhrzeigersinn und bewegt so die Luft mit der
Erddrehung von West nach Ost. Minus 80 Grad Celsius und kälter kann es in der Hochstratosphäre werden
Die starken Westwinde reißen mit der Zeit auch die unteren Windgürtel mit, darunter den für unser Wetter
so wichtigen Jetstream – unser Wetter ist dann stürmisch und mild, wie beispielsweise im Februar und
März 2020. Doch hin und wieder, im Schnitt alle zwei Jahre, erhitzt sich die Stratosphäre plötzlich.
Innerhalb weniger Tage kann es in diesen lebensfeindlichen Gefilden um 40 Grad Celsius wärmer werden,
mit massiven Konsequenzen für die vorherrschende Strömung.
Der Polarwirbel beginnt zu trudeln, mitunter wird er deformiert oder gar in zwei kleine Wirbel zerschlagen.
In der Folge kann seine Zirkulation komplett zusammenbrechen, dann herrscht Ostwind in der Höhe.
Ist jener Zustand erreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass am Erdboden eisige Polarluft nach Süden
ausbricht. Ausgerechnet viel Wärme in der Höhe kann grimmige Kälte am Boden verursachen.
Zusammenbruch Anfang Januar

Exakt ein solches Phänomen beobachteten Atmosphärenforscher am 5. Januar.
Nach einer plötzlichen Erwärmung drehte der Wind in 36 Kilometer Höhe von West auf Ost,
die normale Zirkulation auf der Nordhalbkugel brach zusammen.
Mittlerweile ist die Zirkulation bis in die untere Stratosphäre gestört; ob sich dieses Signal
jedoch bis zum Erdboden durchpaust, ist derzeit noch unklar.
Die Atmosphärenphysikerin Daniela Domeisen von der ETH Zürich untersucht solche Wetterphänomene
in der Stratosphäre schon seit Jahren.
Die Lage sei derzeit ein wenig diffus, sagt sie. Domeisen ist nicht so sehr an den kurz-und mittelfristigen
Vorhersagen der Atmosphäre interessiert, die Wettercomputer alle paar Stunden für die nächsten Tage
berechnen. Sie versucht, mit den Vorgängen in der Stratosphäre langfristige Muster in der Atmosphäre
zu erkennen und dadurch Vorhersagen über Wochen zu ermöglichen.
Plötzliche Stratosphärenerwärmungen bieten dafür eine gute Möglichkeit.
Aktuell seien die Vorgänge in der Stratosphäre jedenfalls hochdynamisch, sagt Daniela Domeisen,
auch die untere Stratosphäre habe sich mittlerweile erwärmt.
Diese Schicht der irdischen Lufthülle ist für die Forscherin besonders interessant, sie  gilt als
Signalgeber für die Troposphäre, in der unser Wetter gemacht wird.
„Je stärker und langlebiger die Erwärmung in der unteren Stratosphäre zwischen 10 und 15 Kilometer
Höhe ausfällt , desto eher gibt es einen Einfluss auf die Erdoberfläche“, sagt Domeisen.
Und die Chancen für längeres Winterwetter stehen in diesem Jahr offenbar gut: Es sehe derzeit
danach aus, dass sich der Wirbel teilt, sagt sie.

Wird am Ende das Signal aus der Stratosphäre , nach unten weitergegeben ist besonders der Jetstream
betroffen. Er verliert dann an Geschwindigkeit, wird labil und buchtet stärker nach Norden und Süden
aus. Damit bricht in der Troposphäre die Zirkulation zusammen, und kaltes Winterwetter wird wahrscheinlicher
Die Frage ist allerdings wo: Strömt die arktische Kaltluft anschließend eher nach Nordamerika oder zu uns
nach Europa? Damit eisige Arktisluft den Weg nach Europa findet, müsste sich über Grönland ein gewaltiges
Hochdruckgebiet aufbauen, das Warmluft vom Atlantik blockiert.
Eine solche Konstellation deutet sich in den Modellen seit einiger Zeit immer wieder an.
Allerdings schlägt nicht jede Stratosphärenerwärmung bis in die Troposphäre durch.
Bei jedem dritten Ereignis ist die Troposphäre für Signale von oben nicht empfänglich.
Warum das so ist, ist einer von vielen offenen Forschungspunkten.
Unklar ist auch, warum es bei manchen Events nur einige Tage dauert, bis das Signal von
der Hochstratosphäre an den Boden weitergegeben wird, und warum es bei anderen Ereignissen
mehrere Woche dauert. Zudem wundern sich Meteorologen, weshalb in den vergangenen Jahren
vor allem Nordamerika von heftigen Kaltluftausbrüchen aus der Arktis getroffen wurde, während
Europa meist verschont blieb.

Im Winter vor zwei Jahren zum Beispiel ereignete sich ebenfalls ein Major Warming in der Stratosphäre,
doch in Europa merkte man davon fast nichts. Dafür wurde es in Nordamerika bitterkalt, die Großen
Seen froren zu. Erschwerend kommt hinzu, dass die Troposphäre auch einfach so kalte Nord-und Ostlagen
auslösen kann, ganz ohne Unterstützung der Stratosphäre.
Rätselhafte Stratosphäre
Ein Teil der Unsicherheit liegt daran, dass die Stratosphäre lange Zeit von der Forschung stiefmütterlich
behandelt wurde und selbst noch heute die Datenlage eher schlecht als recht ist.
Selbst zu Beginn des 20. Jahrhundert waren Wissenschaftler weiterhin davon überzeugt, dass es mit der
Höhe einfach immer kälter würde, bis in 30 bis 35 Kilometer Höhe der absolute Nullpunkt erreicht sein sollte.
Heute weiß man das zwar besser, aber der Forschungsstand über die Stratosphäre bleibt ziemlich
übersichtlich.
Nur ansatzweise ist bekannt, wie die zweite Etage der Atmosphäre auf den Klimawandel reagieren wird.
Dabei ist die Stratosphäre nicht irgendeine zu  vernachlässigende Schicht über unseren Köpfen,
sie beeinflusst unser Wetter am Erdboden nachhaltig.
Die Forschung blickt daher auf Ereignisse aus der Vergangenheit Anfang Februar 2018 beispielsweise
ereignete sich ein mustergültiges Major Warming, in dessen Folge es am Ende des Monats zu einem knackigen
Wintereinbruch über ganz Europa kam.
„Beast from the East“  tauften die Engländer jene Kältewelle, die Stratosphärenerwärmung verlief lehrbuchmäßig.
Innerhalb von zwei Wochen drehte der Wind in allen Luftschichten von West auf Ost- der Polarwirbel hatte sich
in zwei kleine Wirbel geteilt. Arktisluft flutete den Kontinent.
Am besten untersucht sind bis heute die Kaltlufteinbrüche.

Ein besonders eindrücklicher ereignete sich im Spätwinter des Jahres 2013, als Folge auf ein Major Warming
Anfang Januar-ähnlich wie in diesem Jahr.
Im März lag lag damals fast das ganze Land unter einer Schneedecke, die knackige Kälte hielt sich
hartnäckig bis Mitte April. Erst dann kam der Frühling. Es wäre wohl die schlimmste Wetterlage für
diesen zermürbenden Corona-Winter.

 

 

 


Freitag, 15,01,2021


Mittwoch, 06,01,2021

 

Mehr Mut zur Rettung der Erde

2020 war das Jahr der Krisen: Corona, Klimawandel, Artensterben.
Doch Menschen haben gezeigt, dass wir diese Katastrophen überwinden können.

Das Jahr 2020 hatte kaum begonnen, da blickte die halbe Welt nach Australien: 
Gewaltige Wald-und Buschbrände verwüsteten ausgedehnte Gebiete auf dem fünften Kontinent.
Corona war noch weit weg und galt anfangs eher als lokales chinesisches Problem.
Knapp ein Jahr später haben sich die Verhältnisse umgekehrt:
Die von Sars-CoV-2 ausgelöste Pandemie hat weltweit Millionen infiziert, über 1,6 Millionen Menschen sind bei Erscheinen
dieses Kommentars daran gestorben.
Das aktuell erneut große Brände in Australien auflodern, stößt dagegen nur auf ein  untergeordnetes Interesse.
Das Gleiche galt für die immense Waldzerstörung in Indonesien, Amazonien oder dem Pantanal und  die stets länger
werdenden Roten Listen bedrohter Arten.
Angesichts der grassierenden Seuche ist das verständlich, doch langfristig schadet sich die Menschheit durch diese
Missachtung noch stärker.

Nicht nur weil unser zerstörerischer Umgang mit der Natur die Erde aufheizt, was unter anderem die geografische Ausbreitung
von Krankheiten begünstigt, sondern auch weil die großflächige Zerstörung von Lebensraum  den Ausbruch von Seuchen wie
Corona wahrscheinlicher macht.
Sars-CoV-2 ist nach Sars-CoV und Mers-CoV der Erreger dieser Familie, der in relativ kurzer Zeit von seinem
tierischen Wirt auf Menschen übergesprungen ist.
In allen Fällen spielten wohl Fledermäuse eine wichtige Rolle, bei Sars-CoV-2 könnten auch Schuppentiere
und bei Sars-CoV Zibetkatzen beteiligt gewesen sein: Alle Überträger gelten in Teilen Chinas als Delikatesse und werden
massenhaft gehandelt. Die drei Coronaviren sind dabei längst nicht alle zoonotisch, also von Tieren auf Menschen
übergegangene Krankheitserreger, die in den  letzten Jahren Seuchen ausgelöst haben.
In Südamerika etwa führt die Entwaldung dazu, dass sich Vampirfledermäuse alternative Nahrungsquellen erschließen
müssen.


Mit Tollwut infizierte Tiere geben dann das Virus an Rinder oder sogar Menschen weiter.
Ähnliches passiert in Indien, wo jedes Jahr tausende Menschen an Tollwut sterben: Die Krankheit nahm sprunghaft zu,
nachdem unabsichtlich Millionen Geier mit einem Medikament vergiftet worden waren.
Statt der Vögel  fraßen nun Hunde die herumliegenden Kadaver und vermehrten sich dank der reichlichen Nahrung rapide.
Dadurch wuchs die Zahl der Tollwutanfälle unter den Hunden- und die der gebissenen Menschen.
In Brasilien fördert die Abholzung die Ausbreitung der Malaria. Und in Nordamerika existiert offenbar ein Zusammenhang
zwischen schwindender Artenvielfalt und zunehmenden Infektionen durch Zecken. Kurz: Raubbau an der Natur
öffnet Seuchen den Weg.
Klimawandel fördert Epidemien

Gleichzeitig treibt die Zerstörung der Natur den Klimawandel an:
Die Brände am Amazonas, in Sibirien oder in Australien haben so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie viele Staaten
in einem ganzen Jahr erzeugen.
Mit den steigenden Temperaturen verbreiten sich jedoch Krankheitsüberträger in Regionen, in denen sie lange nicht mehr
oder noch nie aufgetreten sind. Tropische Tigermücken, die  als Vektor für Dengue-Chikungunya- und Gelbfieber gelten,
haben sich mittlerweile erfolgreich in Deutschland angesiedelt und breiten sich aus.
In Afrika sorgt die Erwärmung dafür, dass die  Malaria wieder ins kühlere Hochland vordringen kann.
Ebenfalls nach Norden dehnt das West-Nil-Virus sein Verbreitungsgebiet aus-wie bei oder Malaria-,
weil sein Überträger von der Erwärmung profitiert.

Diese Zusammenhänge sind seit Jahrzehnten bekannt.
Dennoch werden sie in der Öffentlichkeit wie bei politischen Entscheidern regelmäßig ausgeblendet oder verneint.
Die nächste Pandemie scheint also gewiss, wenn weiter wie bisher gehandelt wird.
Wir können anders, wenn wir wollen
Eine der Lehren der Covid-19-Pandemie ist allerdings, dass die Menschheit globalen Krisen auch konzertiert
begegnen kann (selbst wenn dabei immer wieder politische Fehlentscheidungen getroffen werden).
In einem bislang wohl nicht gekannten Kraftakt  lieferte die Wissenschaft  Daten und Fakten zum Virus,
auf deren Basis in Rekordzeit neue Impfstoffe entwickelt wurden. Es verging weniger als ein Jahr
zwischen Entschlüsselung des Virus und seiner Struktur bis zum Einsatz der ersten Vakzine.
Wenn alles gut geht, könnte die Pandemie Ende dieses Jahres oder Anfang 2022 weitgehend
beendet sein.


Gleichzeitig haben Regierungen hunderte Milliarden € zur Verfügung gestellt, um soziale und ökonomische
Verwerfungen abzumildern.
Viel zögerlicher sind wir dagegen bei der Klimakrise: Die Studien zum Klimawandel zeigen, dass
wir uns auf einen unguten Kurs befinden und selbst das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu
verfehlen drohen, wenn wir nicht bald umsteuern.
Beim Schutz der Artenvielfalt sieht noch schlechter aus; die Weltgemeinschaft verfehlt wahrscheinlich
alle selbst gesteckten Ziele.
Als Folge der Corona-Krise gingen die Kohlendioxidemissionen 2020 weltweit um 2,4 Milliarden Tonnen
oder rund sieben Prozent zurück-vor allem weil die Luftfahrt im wahrsten Sinne am Boden lag.
Doch alle Expertinnen und Experten erwarten 2021 mindestens eine Rückkehr zu den Emissionswerten
vor der Krise oder sogar einen weiteren Anstieg.

Dabei müsste die Menschheit bis 2030 jährlich rund acht Prozent weniger Kohlendioxid produzieren,
um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen.
Immerhin haben sich 2020 China und Südkorea verpflichtet ihre Volkswirtschaften bis 2050 klimaneutral umzubauen.
Sie folgen der Europäischen Union, die dies schon 2019 versprochen hat und  bereits bis 2030 rund
55 Prozent weniger Treibhausgasemissionen erzeugen will.
Und in den USA tritt im Januar der neue Präsident Biden an, der sich für Klimaschutz  einsetzt und ihn
nicht aktiv bekämpft wie sein Vorgänger.
Zumindest reale Politik in Deutschland fällt jedoch immer wieder widersprüchlich aus.
Ein Großteil der eingesetzten Corona-Hilfsgelder fließt zum Beispiel weiterhin in traditionelle
Industrien und festigt dort den Status quo:
Warum gibt der Staat beispielsweise Milliarden Euro aus, um damit auch den Absatz von LKW mit
Dieselmotor und Plug-in-Hybriden zu fördern, obwohl diese mit fossilen Brennstoffen unterwegs sind.
Oder warum macht der Staat keine verpflichtenden Vorgaben  zum Klimaschutz, wenn er bei der
Lufthansa einsteigt?

Wie viele neue Autobahnen braucht Deutschland eigentlich noch, fragt selbst die Frankfurter Allgemeine
Zeitung? Und warum ist die europäische Politik so erpicht darauf, ausgerechnet mit einigen der größten
Waldverbrenner Südamerikas ein Abkommen auszuhandeln, ohne dass darin strenge Vorgaben zum Klima-
und Waldschutz verankert wären.
Hier muss die deutsche Politik rasch ansetzen, zumal andere Nationen vorbeidrängen. China und Indien
beispielsweise gehören inzwischen zu den größten Investoren in erneuerbare Energien und denken
dabei zunehmend in Großprojekten.
Immer mehr Staaten wollen zudem in naher bis mittlerer Zukunft den Verkauf  von Neuwagen mit
Verbrennungsmotoren verbieten, darunter wichtige Märkte wie Japan, Kalifornien oder Großbritannien.
In Deutschland wird darüber vor allem diskutiert, aber politisch nicht gehandelt.
Und während global betrachtet Energie aus Sonne, Wind- und Brennstoffzellen-Stacks  als
innovative 
Schlüsseltechnik- immer günstiger wird, möchte man hier zu Lande
noch bis 2038 Kohlekraftwerke laufen lassen und bezahlt den Ausstieg teuer mit Milliardensubventionen.
Die Marktwirtschaft hat Kohlestrom schon lange unrentabel gemacht, der Verbraucher zahlt hier über EEG-
und andere Abgaben die Zeche, die dann RWE/Eon und Co. dankbar annehmen und jedes Jahr die Dividende
erhöhen, statt in neue Energien zu investieren.

2020 hat gezeigt, was passieren kann, wenn wir die Natur rücksichtslos ausbeuten.
Das Jahr lehrt uns aber ebenso, was Menschen leisten können: von der rasanten Entschlüsselung des Virus
über die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs bis hin zur logistischen Mammutaufgabe seiner Verteilung.
Einen Impfstoff gegen Klimawandel und Artensterben wird es leider nie geben. Doch das Wissen und
die Lösungen, um auch sie einzudämmen, besitzen wir schon. Wir sollten sie endlich umfassend nutzen.